MOUNTAIN-PEOPLE News - Juli 2020 52 - www.mountain-people.de - Outdoor - Hiking - Trekking - Wandern - Natur - Berge und mehr...

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DECATHLON - Interview mit Marina Stassinopouos - Projektleitering Nachhaltigkeit

Bei Sportmode haben wir hohe Ansprüche: Das Shirt zum Joggen sollte atmungsaktiv und schnelltrocknend sein, die Leggings fürs Yoga super dehnbar und stylisch und die Wanderjacke absolut wasserdicht. Aber wir wollen nicht, dass für dieses Plus an Funktionalität die Umwelt oder unsere Gesundheit leiden muss. Wie gehen Sportartikelhersteller mit dieser Herausforderung um? Und wie sehen konkrete Lösungen aus? Wir haben bei Marina Stassinopoulos, der Nachhaltigkeitsbeauftragten bei DECATHLON Deutschland, nachgefragt.

Der Anspruch von DECATHLON ist es, Sportartikel und Sportmode zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Lässt sich so ein Konzept überhaupt mit dem Thema Nachhaltigkeit vereinbaren? Der weitverbreitete Grundgedanke, dass Nachhaltigkeit unbedingt mit höheren Kosten verbunden ist, stimmt nicht ganz. Man sollte die Verhältnisse untereinander verändern. Bislang betrachtet man häufig den Quotienten zwischen den Kosten und einer bestimmten Leistung. Dieses Verhältnis muss sich zu einem dreiseitigen Verhältnis erweitern: Preis-Leistung-Nachhaltigkeit. Uns ist bewusst, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, den wir aber mit großer Motivation und vereinten Kräften gehen.

DECATHLON hat mittlerweile über 80 Filialen in Deutschland, verkauft aber auch online. Der Versand von Produkten – von der Verpackung bis hin zum Transport und den Retouren – erscheint alles andere als klimafreundlich. Wie wirkt DECATHLON diesem Widerspruch entgegen? In diesem Kontext ist es wichtig, vergleichend auch die Verkäufe in unseren Filialen zu betrachten. Laut unserer Mobilitätsumfrage fahren mehr als 80 % unserer Kunden mit dem PKW zu unseren Filialen. Fährt eine Person allein im Auto eine Strecke von 10 km, werden fast 10 Mal mehr CO2 Emissionen verursacht als beim Versand einer Onlinebestellung mit durchschnittlich drei Produkten. Fährt ein Kunde jedoch mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV zu einer unserer Filialen, ist die Fahrt im Vergleich zum Online-Versand sehr viel umweltfreundlicher.

Bei einer Onlinebestellung wird die Ware für den sicheren Transport verpackt. Wir bevorzugen dabei Verpackungsmaterial aus Pappe, das aus mindestens 50 % altem Papier besteht. Dieses Material kann jeder zu Hause einfach zum Recycling aussortieren. Wir vom DECATHLON Team glauben, dass Mehrwegverpackungen die Zukunft sind. Unsere Kollegen in den Niederlanden sind momentan schon in der Testphase, um Online-Bestellungen mit 100 % wiederverwendbaren Verpackungen zu versenden. Retouren sind ein immer wichtigeres Thema. Sollte ein noch perfekt funktionsfähiges Produkt zu uns zurückkommen, landet es in unserem Second Use Programm und kann so weiterverkauft werden. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden auch die Möglichkeit der Reparatur an – entweder in unseren zwei großen Service Centern in den Logistikzentren Dortmund und Schwetzingen oder direkt in unseren Service Points in den Filialen. Wir fördern alle Maßnahmen, die dazu dienen, den Lebenszyklus eines Produkts zu verlängern.

Was versteht man eigentlich unter nachhaltiger Sportbekleidung? Und was steckt hinter Eurem Ecodesign Label?
Wir bei DECATHLON betrachten den Planeten als unser Sportfeld. Und als Sportler müssen wir behutsam mit ihm umgehen und ihn schützen, wo immer es geht. Deshalb versuchen wir nach dem 3-P Prinzip (People, Planet, Profit) nachhaltige Produkte zu entwickeln und nachhaltige Services zu etablieren. Als klimaschonende Alternativen zu erdölbasiertem Material setzen wir u.a. verstärkt auf Recycling- und Bio-Materialien. Bei einem unserer Bestseller, der Fleecejacke MH120, besteht das Fleecematerial zu 100 % aus recycelten Plastikflaschen. Mit unseren Ecodesign-Produkten versuchen wir die Umweltbelastung bereits in der Entwicklungsphase zu minimieren, ohne die Funktionalität einzuschränken. Hier spielt der Umweltschutz also schon bei der Konzeption des Produkts eine wichtige Rolle. Ein Produkt erhält nur dann unser Ecodesign-Label, wenn nachhaltige Rohstoffe, zum Beispiel Recycling- oder Bio-Materialien und nachhaltige Herstellungsprozesse, wie zum Beispiel die Spinnfärbung, zum Einsatz kommen. Ebenfalls eine Rolle spielen nachhaltige Design-Maßnahmen (z. B. durch recyclingfähiges Monomaterial), sofern sie die Umweltauswirkungen um mindestens 10 % im Vergleich zum Vorgängermodell reduzieren. Dabei berücksichtigen wir immer den gesamten Lebenszyklus des Produkts: vom Rohstoff über die Produktion und den Transport bis hin zum Ende der Nutzungsdauer.

Je funktioneller die Kleidung, desto mehr Chemikalien und Kunstfasern werden oft verwendet. Wie gelingt es, Nachhaltigkeit und Funktionalität zusammenzubringen?
Zunächst einmal haben auch einige natürliche Materialien interessante technische Eigenschaften. Merinowolle wirkt warm und geruchshemmend, Baumwolle sorgt für Flexibilität und Tragekomfort, Lyocell ist angenehm weich und fließend. Deshalb sind diese Materialen auch in unserem Sortiment vertreten. Und beim Einsatz von Kunstfasern gibt es ebenfalls Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen zu verringern: recycelter Polyester schont die Ressourcen und Produkte aus einem einzigen Material sind recyclingfähiger.

Welche nachhaltigen Entwicklungsziele strebt DECATHLON an? Und welche Projekte werden bereits umgesetzt oder sind in Planung?
Neben der stetigen Ausweitung unserer Ecodesign-Produktpalette liegt uns das Thema Ökostrom sehr am Herzen. Unser Logistikzentrum in Schwetzingen wird seit 2018 mit regenerativem Strom aus einer Photovoltaikanlage betrieben – und auch die meisten Filialen werden mittlerweile mit Ökostrom versorgt. Außerdem gibt es vor einigen unserer Filialen Ökostrom-Ladestationen für E-Bikes und E-Autos. Des Weiteren wollen wir unser Second Use Programm weiter ausbauen und noch mehr umgetauschte oder kaum benutzte Sportartikel wieder in den Verkauf bringen: auf decathlon.de, in unseren Filialen und in den Gebrauchtmärkten unserer Stores. Damit schenken wir gebrauchten Sportartikeln, die zum Wegwerfen viel zu schade sind, ein zweites Leben.

Du bist Nachhaltigkeitsbeauftragte bei DECATHLON Deutschland. Wie sehen Deine Aufgaben im Unternehmen konkret aus?
Es geht vor allem darum aufzuklären, Information zu teilen, Projekte hinsichtlich des Impacts auf die Umwelt zu hinterfragen. Dafür bin ich ständig im Austausch mit meinen Kollegen. Aber ich bringe auch immer wieder Mitarbeiter zusammen, um nachhaltige Projekte zu starten oder bestimmte lokale Projekte (z.B. in einem Store) zu unterstützen. Das alles erfordert viel Koordinations- als auch Kommunikationsarbeit. Und letztendlich müssen die Maßnahmen auch evaluiert werden. Ich messe und verfolge unsere Umweltauswirkungen und weitere KPIs und verfasse Strategien, wie zum Beispiel CO2 Emissionen weiter reduziert werden können.

Woher kommt Deine Leidenschaft für dieses Thema? Und wie schaffst Du es, Nachhaltigkeit in Deinen Alltag zu integrieren?
In meiner Studienzeit wurde ich von einer Person stark beeinflusst, die auf bestimmte Dinge besonders geachtet hat: sei es die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien oder die Vermeidung von Verschwendung. Das hat mich nachhaltig beeindruckt und brachte mich dazu, meine eigenen Gewohnheiten in Frage zu stellen. Mit der Zeit habe ich neue Wege gefunden, um mein Leben mehr im Einklang mit der Umwelt zu gestalten. Und dank meiner Mitmenschen lerne ich jeden Tag dazu.

Liebe Marina, vielen DANK für dieses Interview!

Weitere Informationen unter www.decathlon.de

„Sport for all – all for Sport“ - DECATHLON lebt sein sportliches Motto wie sonst kaum ein anderes Unternehmen. Von A wie Alpinski bis Z wie Zelten werden über 70 verschiedene Sportarten unter einem Dach bedient. Angefangen vom Einsteiger bis zum Profi, vom Einzel- bis zum Teamsportler oder vom kleinen bis zum großen Kind bietet DECATHLON alles um die Sportlerherzen höher schlagen zu lassen. Seit nun mehr als 40 Jahren möchte der französische Sportartikelhersteller und -händler jedem die Freude am Sport ermöglichen. Die Grundlage hierfür sind innovative Sportartikel zu vernünftigen Preisen. Um jeden Tag das beste Preis-Leistungsverhältnis anbieten zu können, bedient das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette selbst: Die einzelnen Teams von der Forschung über die Entwicklung und die Logistik bis zum Verkauf arbeiten dafür jeden Tag Hand in Hand zusammen und optimieren ständig ihre Prozesse – denn sie sind alle Sportsfreunde und teilen die gleiche Leidenschaft für den Sport. Weltweit vertreibt das Unternehmen dadurch mehr als 35.000 verschiedene Sportartikel in über 1.000 Filialen in 28 Ländern. In Deutschland ist DECATHLON bisher mit über 35 Filialen und 3.000 Mitarbeitern vertreten. Mit über 10 Mrd. € Umsatz und mehr als 75.000 Mitarbeitern ist DECATHLON damit einer der größten Sportartikelhersteller und -vertreiber der Welt.
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