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MEINDL - „Bei uns ist Nachhaltigkeit kein Ziel, sondern ein Weg“  

Bereits im 17. Jahrhundert wird Petrus Meindl als Schuster in Kirchanschöring urkundlich erwähnt. Seit diesem Zeitpunkt ist durchgehend ein Schuhmacher aus der Familie Meindl am oberbayerischen Stammsitz tätig. Lukas und Lars Meindl führen das Unternehmen in der neunten Generation und die nächste steht bereits in den Startlöchern. Die beiden Geschäftsführer erklären im folgenden Gespräch, wie sie das Thema Nachhaltigkeit sehen und warum das Handwerk eine Zukunft hat.

Ein Spruch besagt: Schuster bleib bei deinen Leisten. Trifft das bei der Familie Meindl zu?   
Wir produzieren bereits in der neunten Generation Schuhe und wir haben immer noch eine sehr große Leidenschaft dafür – insofern trifft der Spruch sehr gut auf uns zu! Für uns alle galt und gilt: Der Beruf ist unsere Leidenschaft!

Aber hat das Handwerk eine Zukunft?
Ja, denn wir werden künftig nicht barfuß laufen! Ganz im Gegenteil: Die Gesellschaft wird immer älter und älter. Die Probleme gehen oftmals auch von den Füßen aus – von daher werden wir weiter innovativ sein, um auf die Herausforderungen der heutigen Zeit eine passende Antwort zu finden. Aber ganz klar: Wir wollen auch die jungen Kunden ansprechen und auch da lassen wir uns immer etwas Neues einfallen!

Wie entstehen bei Meindl neue Ideen?
Da kommt viel zusammen – oft sind es gute Gespräche mit unseren engagierten Mitarbeitern, mit den lokalen Händlern, die für uns ganz wichtige Partner sind, mit Bergführern oder professionellen Bergsteigern, die mit Ideen auf uns zukommen. Und es können auch mal ganz spontane Einfälle sein. Bei unserem Pure Freedom etwa war die grundlegende Idee, einen Zweitschuh zu entwickeln für Menschen, die oft und lange in den Bergen unterwegs sind. Für sie wollten wir einen leichten Schuh mit geringem Packmaß entwickeln, der sich ideal für die Hüttenbesuche eignet, mit dem man aber eben auch problemlos draußen mal ein paar Meter unterwegs sein kann. Das ist uns perfekt gelungen.

Und all diese Innovationen gehen von Kirchanschöring aus – der perfekte Standort?
Wir kennen es nicht anders – und für uns ist es gut in Deutschland und Europa zu produzieren. Damit heben wir uns von anderen Unternehmen ab! Und was gibt es Schöneres, an dem Ort, an dem man lebt, auch arbeiten zu können? In Kirchanschöring laufen alle Fäden zusammen, unser Stammsitz ist unser Herzstück!

Wie hat sich die Produktion im Laufe der Jahrzehnte verändert – vieles geht mittlerweile automatisch, oder?
Nein, das ist nicht richtig. Natürlich werden bei der Produktion auch Maschinen eingesetzt, aber überwiegend werden die Schuhe in Handarbeit gefertigt! An einem Schuh sind rund 200 Arbeitsschritte nötig. Allein das Leder ist ein sensibles Material, da braucht es viel Fingerspitzengefühl. Es ist einfach immer noch eine Kunst, ein Stück Leder so zu verarbeiten, dass daraus ein paar Schuhe entsteht!

Welchen Anspruch haben Sie an ihre Schuhe?
Qualität, Komfort und Langlebigkeit werden bei uns im Haus ganz groß geschrieben, auch weil wir den respektvollen Umgang mit den Ressourcen als eines der wichtigsten Grundprinzipien unseres Handelns sehen.

Das Thema Nachhaltigkeit liegt ihnen also am Herzen?  
Einem Bergschuhmacher liegt das Thema wohl im Blut! Unser Anspruch ist auch, dass wir so wenig wie möglich Abfall produzieren oder diesen dann eben wiederverwenden können. Wir verarbeiten unsere Lederreste beispielsweise in unseren Sohlen. Wir bieten auch an, dass die Kunden ihre Bergschuhe zur Neubesohlung über den Fachhandel einschicken können. Dabei pflegen wir den Schuh dann übrigens auch gleich noch rundherum. Der Kunde bekommt also praktisch einen neuen Schuh zurück, mit dem er dann wieder wunderbare Touren erleben kann.  Bei uns ist Nachhaltigkeit kein Ziel, sondern ein Weg.

Lars Meindl und Lukas Meindl - Foto©Andreas Kolarik


Weitere Informationen unter www.meindl.de
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